Kunst im Dialog verstehen und erleben.

Welche Chance bietet eine dialogische Kunstvermittlung für Museen und ihre Abteilungen für Bildung- und Vermittlung?

Museumsberatung – Publikumsaktivierung im Dialog – Wie geht das?

Wie können Museen attraktiver gemacht werden für ein breiteres Publikum? Bildende Kunst und Kultur gilt häufig als schwer verständlich oder einfach nur langweilig. Die Kunstwerke erscheinen als zu komplex und die Vermittlung als zu schulisch. Dies schreckt viele potentiellen Besucher von einem Besuch im Museum ab. Diese wünschen sich in ihrer Freizeit vor allem aktivierende oder unterhaltende Formate. Muss sich deshalb das Museum anbiedern und „leichte Unterhaltung“ bieten? Nein, das ist nicht nötig! Es bedarf allerdings eines völlig neuen Zugangs zu Kunst und Kultur, der dialogischen Kunstvermittlung.

Der Dialog basiert auf der Methode des Sokratischen Fragens. Dabei beziehen sich die miteinander Sprechenden auf die jeweiligen Aussagen, befragen diese weiter und helfen dem Fragenden dabei, eigene Erkenntnisse zu generieren anstatt permanent nur zu reagieren und zu antworten.

Dialog regt das eigene DENKEN an. Besucher und die Besucherin fühlen sich selbst ermächtigt, eigene Wahrnehmungen zu entwickeln. Sie lernen, selbst Fragen an das Werk zu stellen und dabei gemeinsam Kunst zu ergründen, ohne sich geprüft zu fühlen.

Bei der gesamten Vermittlungseinheit stehen die Besucher und die Besucherinnen mit ihren Wahrnehmungen und ihrem Denken, ihren ästhetischen Empfindungen sowie mit ihren persönlichen Zu- oder Abneigung zum Werk im Vordergrund! Allein diese Auseinandersetzung ist sowohl für die Besucherinnen und die Besucher als auch für die Vermittlerin und den Vermittler eine spannende Erfahrung, denn alle Beteiligten sind hierbei Lernende. Keine/r der Beteiligten steht mit seinem Wissen vor oder über den anderen Personen.

Vermittler/innen stehen allen Betrachtenden zur Seite. Das Kunstwerk wird von den Betrachtenden gemeinsam be- und hinterfragt. Vermittler/innen lernen durch ein dialogisches Moderationstraining, sich selbst zurückzunehmen und die Wahrnehmungen und Äußerungen der Betrachter/innen ernst zunehmen in ihrer jeweils individuellen Bedeutsamkeit. Die dialogische Entschlüsselung des Kunstwerkes steht gleichwertig zur kunsthistorischen oder ikonografischen Bedeutung des Werkes gleichwertig und auf Augenhöhe nebeneinander.

 

Der Dialog in der Kunstvermittlung durchläuft verschiedenen Phasen:

und verfolgt folgende Prinzipen:

DIALOG FÄHIGKEIT – Darstellung der Prinzipien

1. Eine lernende Haltung einnehmen
„Anfängergeist“ verkörpern, Interesse an neuen Sichtweisen zeigen, eigenen tradierte Denk- und Verhaltensweisen in Frage stellen.

2. Radikalen Respekt zeigen
Den anderen in seinem „Sosein“ akzeptieren
Versuchen, den Gesprächspartner aus seiner Perspektive zu sehen.

3. Von Herzen sprechen
Von dem sprechen, was mir wirklich wichtig ist, nicht nur „aus dem Kopf“ heraus
Verzichten auf Belehrungen, langwierige theoretische Ergüsse, intellektuelle Spielereien

4. Generativ zuhören (lat. Erzeugen)
Aktiv und empathisch zuhören, so dass die oder der Sprechende sich dabei selbst entdecken kann
Der Zuhörende sich beim Einordnen des gehörten beobachten kann

5. Annahmen und Bewertungen „suspendieren“, in der Schwebe halten
Sich die eigenen Annahmen und Bewertungen bewusst machen und von Beobachtungen unterscheiden
Diese Annahmen und Bewertungen zurückhalten, also auf Ihnen zunächst keine Reaktion gründen.

6. Erkunden
Aufrichtige, unschuldige – nicht rhetorische Fragen stellen, in einer Haltung von Neugierde, Achtsamkeit und Bescheidenheit.
Das Bedürfnis entwickeln, wirklich verstehen zu wollen.

7. Produktiv plädieren
Die persönliche Sichtweise des Themas darlegen und die Beweggründe dieser Sichtweise, einschließlich der eigenen Unsicherheiten.
Die Herkunft eigener Bewertungen deutlich machen, die anderen dadurch am Dialogprozess beteiligen (anstatt sich mit einem Denkprodukt zu konfrontieren)

8. Offenheit
Die eigenen Beweggründe transparent machen und auf die Beweggründe des anderen ohne Vorurteile und Kritik eingehen.
Sich von den eigenen Überzeugungen lösen.

9. Verlangsamung zulassen
Die „innere“ Verlangsamung zulassen, die sich durch das Erlernen und Beherzigen der anderen Kernfähigkeiten von selbst einstellt.
Die „äußere“ Verlangsamung durch langsames Sprechen oder Instrumente wie Redestein oder Klangschale.

10.Den /die Beobachter/in beobachten
Den Beobachter in uns, die Instanz, die alles durch die konventionelle Brille sieht, beobachten.
Sich bewusst machen, durch welche Gefühle und Vorannahmen unsere Haltung zum Gegenüber ausgelöst wird.

Quelle: Hartkemeyer, Johannes und Martina (2005): Die Kunst des Dialogs. Klett- Cotta, Stuttgart, S. 50-51

https://www.amazon.de/Dialogische-Intelligenz-Gedachten-gemeinsamen-Denkens/dp/3957790336

Ähnlich  basiert der SDG

Der Begriff Scientific Dialogic Gathering beschreibt eine partizipative und zugleich inklusionsfördernde Methode. In SDGs diskutieren und reflektieren die Teilnehmenden – basierenden auf den sieben Prinzipien des Dialogic Learning (Egalitärer Dialog, Kulturelle Intelligenz, Transformation, Instrumentelle Dimension, Meinungsbildung, Solidarität und Gleichheit der Unterschiede) – gemeinschaftlich wissenschaftliche Arbeiten und Artikel. SDGs ermöglichen den Teilnehmenden nicht nur den Erwerb von wissenschaftlichem Wissen, sondern auch von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die helfen, wissenschaftliche Texte selbstständig zu verstehen und zu interpretieren. Darüber hinaus lernen die Teilnehmenden, mit anderen Meinungen respektvoll und anerkennend umzugehen.

Scientific Dialogic Gatherings (SDG) basieren auf den sieben okratischen und ega- litären Prinzipien des Konzepts des Dialogic Learning (Flecha, 1997, 2000; Hussain, 2009).

Die sieben Prinzipien bedeuten für die Durchführung u.a., dass …
1. … alle Meinungen respektiert werden.
2. … jeder jeden angemessen behandelt.
3. … alle Meinungen akzeptiert werden, vorausgesetzt, die Menschenrechte werden nicht verletzt.
4. … Wortwechsel immer respektiert werden.
5. … Meinungswechsel immer respektiert werden.
6. … jedePerson etwas zum Dialog beitragen kann.

 

Unser Angebot an Sie

In unseren INHOUSE Schulungen – die wir mittlerweile auch ONLINE anbieten – lernen sie als  Kunstvermittler/innen die dialogische Kunstvermittlungsmethode anzuwenden,  mit der die gesamte Gruppe aktiviert werden kann. Bei dieser Methode wird auch auf die aktuellen Bedürfnisse junger Museumbesucher eingeganten, voraussetzungsfrei teilhaben zu dürfen und mitzusprechen. Die Methode dient außerdem der Harmonisierung innerhalb von Gruppen.

Neben dieser speziellen Moderationstechnik erlernen sie außerdem Grundlagen zu Gruppendynamik und motivierender bzw. demotivierender Kommunikation. Ergänzend bieten wir à la carte Weiterbildung an zu weiteren zeitgemäßen museumspädagogischen Methoden wie Künstlerisches Gestalten, Gestaltung des Museums als Begegnungs- und Kommunikationsraum, Edutainment, theatralische Führungen sowie der Einsatz digitaler interaktiver Medien in der Ausstellung (insbesondere Bring Your Own Device Konzepte sowie der Einsatz von Tablets).

Wir freuen uns Sie beratend begleiten zu dürfen und Ihr Personal auf die Besucher/innen der Zukunft vorzubereiten.

Rufen sie uns an, sprechen Sie mit uns über Ihre musealen Bedürfnisse

Wir freuen uns auf Sie.

Wir beraten Vermittlungsabteilungen zu allen zentralen Fragen ihrer Arbeit, wie z.B.

  • Wie machen wir unsere Angebote attraktiver für Schulen?
  • Wie erschließen wir uns weitere Einzugsgebiete?
  • Welche Bildungs- und Vermittlungspotentiale bietet unser Archiv?
  • Welche speziellen Angebote bedarf es für verschiedene Zielgruppen (z.B. Familien, Alleinerziehende, pflegende Familienangehörige, Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Demenzkranke)?
  • Welche innovativen Vermittlungsangebote fehlen bisher in unserem Mix?
  • Wie können wir digitale Technologien sinnvoll in der Vermittlung nutzen?
  • Welche dialogorientierten Vermittlungsformate sind für unsere Inhalte sinnvoll?